Sab Schnuelles Iditarod 2006 Teil I

Sebastian Schnuelle – Mein Iditarod Rennen
Tagebuch des Bluekennel Teams 2006

Iditarod 2006 Teil I

Alles Organisatorische war damit abgehakt, nur konnte ich mich nicht entscheiden welche Hunde ich zum Rennen mitnehmen sollte. Letztendlich habe ich mir für 12 von meinen Quest Hunden entschieden. Tang, Marmot, Gas, Diesel, Libby, Jack, Suhmo, Wondar, Franky, Herring, Rat und Coon. Von diesen 12 haben 10 das Quest gefinished, nur Chevy den 11. Finisher habe ich zuhause gelassen. Das war eine etwas schwierige Entscheidung, so ist er doch einer meiner Hauptleithunde, doch leider auch sehr alt.

Zu den 12 kamen dann noch Spook hinzu, Spook ist Tangs Bruder. Neuro, der letztes Jahr mit mir Iditarod gefahren war. Finn ein recht scheuer Yearling. Polar eine kleine weiße Hündin die ursprünglich einmal von Catherine Pinard war. Damit war die 16`er Bande komplett.

Der zeremonielle Start am Samstag ist ein riesiges Erlebnis. Klar in gewisser Weise schon etwas wie Disney Land. Manche meiner Quest Kollegen sagen, daß sie wegen diesem Zirkus nie das Iditarod fahren werden. Die haben keine Ahnung was sie hier verpassen. Ich finde es super, daß dort so viel Tausende Menschen kommen, die sich nicht nur für unseren Sport interessieren, sondern ihn oft auch finanziell unterstützen. Ganz klar, ohne Menschenmengen und Publizität gibt es auch keine Sponsoren. Viele dieser Zuschauer zeigen aber ganz einfach nur Interesse und auch das ist schon schön. Der Schaustart in Anchorage ist 11 Meilen lang und mehr oder weniger die gesamte Strecke ist gesäumt von Zuschauern, die uns mit Keksen, Cola, Hot Dogs und sogar Bier versorgen. Wäre nicht schlecht wenn das für das gesamte Rennen so bliebe. Für die Kinder, die immer nach Booties schreien, hatte ich mir eine Tüte alte Booties aufgehoben, nur um die dann doch am Start zu vergessen. Auf dem Lauf habe ich mehrfach angehalten um Fotos zu machen. Leider habe ich auch feststellen müssen, daß meine Hunde nicht gut laufen und sehr steif wirkten, daß hat mich doch etwas beunruhigt.

Die letzte Nacht vor dem echten Start haben wir wieder bei Candy verbracht. Ich bin in der Vorbereitungsphase noch eigenbrödlicher als sonst eh schon und habe die meiste Zeit mit Packen verbracht, sowie bei den Hunden. Candy hat last minute meinen Schlafsack genäht, den ich in Scoggy Creek während des Quest angekokelt hatte.

Am nächsten Morgen war es endlich soweit, auf zum Start nach Willow, von Candy aus ist das nur eine kurze Fahrt, und das war auch gut so, denn das Getriebe am Truck war so gut wie hin. Ich war froh als wir an unserem Startplatz ankamen, von nun an war es Pierre`s Problem wie er mit dem Truck noch in die Werkstatt nach Anchorage kommt, was aber alles reibungslos klappen sollte, nach meiner Rückkehr war ich um einige Dollar ärmer aber das Getriebe im Truck von Grund auf erneuert. Der Start fand auf dem Willow Lake statt und war viel besser organisiert als letztes Jahr.

Zwischen dem Yukon Quest und dem Iditarod hatte ich echte Schlafprobleme. Jede Nacht bin ich nach einigen Stunden aufgewacht, meist hochgeschreckt, weil ich glaubte verschlafen zu haben und konnte dann nicht mehr einschlafen. Während der Rennen schlafen wir 2-mal pro Tag, jeweils nur kurz und diesen Rhythmus hatte ich auch zwischen den Rennen beibehalten, einen Mittagsschlaf und nachts von ca. 2 bis 6 Uhr. So hatte ich mich auch hier kurz vor dem Start zu einem kurzen „Power Nap“ vorne in den Truck gelegt. Leider wurde dieser von Hugh Neff unterbrochen, der mußte sich noch last minute einen Hundefutterkocher leihen. Danach konnte ich dann doch vor Aufregung nicht mehr einschlafen. Es waren über 80 Teams auf dem Startgelände, da habe ich die Zeit genutzt mir die Schlitten und Ausrüstung von anderen Mushern anzusehen. Das ganze ist schon recht imposant hier: 84 Teams, die jeweils in 2 Minute Abstand starten. Das ist eine fast 3 Stunden lange Schlange von Teams, bestimmt sehr interessant das von der Luft aus zu sehen.

Es war Zeit die Hunde anzuschirren, meine offizielle Start Zeit war 15.04 hr. Die Hunde waren sehr aufgeregt und haben wie wild in Ihren Zugleinen gezerrt, etwas was für mein Team recht ungewöhnlich ist. Die sitzen sonst eher ruhig da. Im Yukon Quest werden die Gespanne mit einer Snowmachine, die hinter dem Schlitten an das Gespann gehängt wird, an den Start gefahren, das bevorzuge ich der hiesigen Methode. Hier stellt das Iditarod die Doghandler, leider haben viele von denen weder die Erfahrung noch die Kraft ein Gespann zu halten. Nur wenige Sekunden nachdem ich den Panikhaken vom Truck gelöst hatte, viel ein Handler nach dem anderen vom Gespann, inklusive meiner eigenen Handler. Nur Roland hing noch an einem Schneeanker und wir sind in vollem Galopp Richtung Startlinie geflogen. Unterwegs hatte ich Andy Hutten aus Nenana meinen 2ten Anker zugeworfen, den er dann auch geistesgegenwärtig gefangen hatte und so hatte ich wenigstens 2 Bremsen. 3,2,1, go endlich war es soweit. Wir waren wieder unterwegs. Richtung Westen ging es über den Willow Lake unter dem Beifall von hunderten (Tausenden ?) von Zuschauern. Für mich ist ein Rennstart immer ein besonderer Moment. Auch 1000 Meilen beginnen mit einem einzigen Schritt, dieser Schritt war nun getan. Auch lagen die langen Stunden der Vorbereitung nun hinter uns, selbst die Vorbereitung ist schon ein Wettlauf gegen die Zeit, manchmal schwieriger als das eigentliche Rennen.

Ich bin es gewohnt in den Rennen immer recht schnell überholt zu werden. Zum einen habe ich wirklich nicht die schnellsten Hunde, zum anderen starte ich immer recht konservativ. 1000 Meilen ist ein langer Weg. Dieses Mal wurde ich aber noch schneller als sonst überholt, besonders bemerkenswert war für mich die Nummer 39, die schon nach wenigen Minuten an uns vorbei schoß, das Team in vollem Galopp. Es sah aus wie ein super Sprint Team. Ich war mir nicht ganz sicher im richtigen Rennen zu sein. Die Nummer 39 sollte später in Takotna scratchen.

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