Mein Iditarod Rennen 3

Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001

Der Pfad war auch besser als im Vorjahr und ich ereichte schon fast die Stufen, als ich meine erste Bekanntschaft mit einer Schneebank machte. Sissy und ihre Schwester Oreo waren vorne. Sissy, umringt von Zuschauern, ist ein Problem aber draussen, auf dem Pfad hat sie sich schon immer als zuverlaessig bewaehrt. Oreo hatte sich bereits im ‚Grand Portage‘ Rennen gut verhalten und ich war sicher, dass sie mich auch diesmal unbehindert ueber diese Strecke bringen wuerden. Kurz vor den Stufen warteten Zuschauer, um allen gute Fahrt zu wuenschen. Ich hielt und aenderte meine Zugseile um die Hundestaerken zu bremsen. Die Stufen bestehen aus drei sehr scharfen Kurven kombiniert mit steilen Haengen, von denen man am Ende auf das Ufer und dann auch auf den Fluss Happy River selbst kommt. Dieses Jahr sahen diese Stufen etwas riskanter aus und waren auch tiefer verschneit. Wir maneuverierten uns also schoen durch Stufe eins und zwei, aber auf der letzten Stufe waren genau die, die Sissy am meisten fuerchtete: Zuschauer! Eine Kameracrew hatte sich da schoen festgesetzt um Desasterfilme zu drehen und das gleuckte ihnen auch mit mir, denn Sissy scheute und das ploetzliche Fehlen vom Zug vorne schmiss den Schlitten auch auf die Seite und wir schlidderten den Huegel runter. Ich hatte meinen grossen Bunnystiefel in der Bremse verheddert, aber als einer der Kameramaenner mich da sah, half er aus und ich konnte mich von der Bremse befreien. Ich hatte mich wohl zu frueh gefreut, dass alles gut gegangen war. Jetzt hatte der Schlitten einen schoenen Rechtsdrall! Das ausgerechnet auf einer Strecke in den Rainy Pass hinein, der hauptsaechlich aus Linkskurven besteht. Ich befand mich dann auch in Kuerze in einer schoenen Schneewehe und gegen einen Baum gezwaengt. Der Schlitten wies 90 Grad aufwaerts, das war nicht gut – aber alles war nur verbogen, nicht gebrochen, noch mal gut egangen. Ich trat dem Baum, aus reinem Frust noch mehrmals auf einen Zweig, denn er sah aus, wie derselbe Baum, der mir letztes Jahr den Schlitten zerstoert hatte. Wenn ich Alaska im Sommer besuche, dann mit Motorsaege um diesen Baum abzuholzen!

Wir kamen zu einer schoenen flachen Stelle, um zu sehen wie man die verbogenen Stellen wieder gerade machen konnte und ich huepfte auch ein paarmal auf dem Brushbow rauf und runter – ohne Erfolg – nur mit dem Ergebnis, dass der Rechtsdrall jetzt noch schlimmer war. Die naechsten paar Stunden kam ich mir vor, wie der Ball in einem Pinball Spiel, wir stiessen uns nur so von den Bauemen ab und der Schlitten huepfte wie ein Ball. Dann wurde der arme Schlitten wieder gegen einen Baum gepresst und diesmal musste ich die Hunde losmachen und das Team fest an Baeumen verankern, bevor ich den Schlitten losmachen konnte. Nur war der Schnee so tief, dass ich nicht stehen und schieben konnte, ich aergerte mich, dass ich den Schlitten so voll bepackt hatte, als ich dann meine Schneehakenleine durch den Lenker faedelte und das Ding so eben hoch zog, ich war schon froh es geschafft zu haben und ich beglueckwuenschte mich schon das fein gemacht zu haben und dass ich wohl mit allem hier noch fertigwerden koennte, als es schlimmer wurde. Ich kam um eine Kurve und siehe da! Da war ein haesslicher Seitenhuegel mit einem offenen Fluesschen am Ende und miten auf dem Pfad gabs ein Loch, gross genug ein ganzes Hundeteam zu verschlucken. Ich war noch immer am Ueberlegen wie ich da wohl am Besten durchkaeme, als Ben Grey, ein Mitmusher, vorbeikam und helfen konnte. Ich nahm die Hunde und fuehrte und er nahm den Schlitten und wir kamen gut darueber weg. Ich rannte nochmals in einen Baum und kaum glaublich, aber wahr, der Schlitten lief besser, der Rechtsdrall war fast ganz weg! Trotzdem war es himmlisch in Rainy Pass anzukommen.!!

Rainy Pass nach Rohn

Ich liess mir Zeit mit meiner Arbeit. Die Hunde sahen gut aus, gar nicht mitgenommen von unseren kleinen Abenteuern unterwegs, ich nehme an, dass sie sich alle ueber die Ruhepausen gefreut hatten, die sie unverhofft bekamen als ich meinen Schlitten zwischen den Baeumen ausgraben durfte. Sie waren sehr verspielt und frassen ausgezechnet, natuerlich auch die Leckerbissen.

Bob Chlupach bot mir an zu helfen den Schlitten wieder zurechtzubiegen, aber da es ja wieder besser ging, entschloss ich mich es dabei zu belassen, denn ich wollte nichts moeglicherweise verschlimmern, besonders wo es jetzt in die Schlucht und nach Rohn ging. Ich hielt an meinem Plan fest, den Checkpoint erst bei Tagesanbruch zu verlassen, denn die Landschaft in und um die Dalzell Schlucht ist landschaftlich sehr schoen und ausserdem hatte ich keine Lust dieses furchterregende Stueck Strecke bei Nacht und Nebel zu bewaeltigen. Bei dem Gedanken zitterten mir doch die Knie, Hundeschlittenfahrer auf dem Iditarod Pfad sind eben doch auch nicht ganz ohne Furcht!

Sobald die Hunde versorgt waren, marschierte ich hoch zum Checkpoint. Letztes Jahr schliefen dort die Musher in einem grosssen kalten Zimmer, wo es zwar einen Kamin gab, aber kein Feuer drin. Es war eine nette Ueberraschung herauszufinden, dass die Hundeschlittenfahrer, die Beamten und Voluntaere alle sich gemeinschaftlich ausruhen konnten. Der Erdboden war hart und auch nicht pieksauber dazu noch Trophaen von Elch, Bergschaf und ganz unalaskanisch; Antilope. Also, bewacht von den sichtlosen Augen von Tieren, die bestimmt noch nie Schnee gesahen hatten, schlief ich ein.

Bevor es wieder zum Schlitten und den Hunden ging, kroch ich hinter die Bar und zog mir frische Waesche an, das war ein seliges Gefuehl. Es schneite fest als ich Richtung Hunde loszuckelte, als ein Team wieder zum Checkpoint zurueckkehrte! Das war kein gutes Zeichen. Es war Roy Monk, dem ich auf einen freien Parkplatz half und fragte was denn los war. Die Sicht im Pass war miserabel und er hatte sich total verfranzt und die Richtung verloren, so kurz vorm Eingang zur Dalzell Schlucht. Kann sein, dass jemand die Markierungsstangen umgefahren hatte aber als ihm klar wurde, dass er wieder hinfuhr, wo er hergekommen war, fand er sich damit ab, 40 Meilen Zeit verloren zu haben und kehrte zum Checkpoint zurueck um sich auszuruhen.

Ich war ueberzeugt den Pfad im Tageslicht nicht zu verlieren und fuhr voller Selbstvertrauen los in Richtung Schlucht. Es war bewoelkt und schneite auch im Pass, Licht und Farbe waren erstaunlich und oberhalb der Baumlinie waren die Vistas einfach majestaetisch zu nennen. Nicht oft im Leben erlebt man so etwas, dass einen daran erinnert wie klein und armselig man als einziges Wesen doch gegenueber dieser endlosen Weite doch ist. Das erinnert mich ein bisschen an meine Lieblingsmalerei von Jon van Zyle, das Iditarodposter, das er 1983 gemalt hat und worauf ein Hundeschlittenteam abgebildet ist, dass genau diese Strecke unter einem Vollmond zuruecklegt, er nannte dieses Bild Iditarod: Alein auf dem Gipfel seiner Traeume. Ich wiederholte diesen Titel noch ein paarmal, um mir klar zu machen, dass dies das IDITAROD war.

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