Mein Iditarod Rennen 11

Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001

Shaktoolik nach Koyuk

Ich war wirklich nicht ich selber, als ich in Shaktoolik ankam, aber alle Checkers waren da, um mich zu begruessen und auch sicher zu gehen, dass ich nicht allzulange in Shaktoolik verweilte (sie waren wundervoll, diese Leutchen, herrlich!). Langsam war natuerlich bekannt geworden, dass ich da auf keinen Fall lange bleiben durfte, also halfen mir aber wirklich alle auf die Spruenge, sozusagen. Aber auf die Toilette gehen durfte ich noch und als ich wiederkam, bellten und sprangen alle Hunde herum, die Tieraerzte und die Checkers hatten wirklich Wunder geleistet. Daher packte ich noch einen Ballen Stroh auf den Schlitten und wir zuckelten wieder los.

Ich werde nie den Gesichtsausdruck von dem armen jungen Surge-Hund vergessen, als wir wieder weiterzogen, denn bis jetzt hatte ein Checkpoint immer noch Futter und Rast fuer die Hundchen bedeutet und mein juengster Hund konnte gar nich kapieren, warum sich das jetzt geaendert hatte. Wir zuckelten also los, ein bisschen schneller als Schritt Tempo, aber es ging vorwaerts. Clint, Buck und Beth ueberholten uns einer nach dem anderen innerhalb der ersten paar Stunden. Es war dunkel und ich weiss nicht warum mir da ploetzlich Baeume und Telegrafenstangen vorgaukelten, das war komisch, denn ich hatte immer schon angenommen, dass es von Shaktoolik an nur noch Eis gab bis nach Koyuk??? Da es immer noch kein Anzeichen von der Huette gab, die wir suchten, hielten wir eben doch in freier Wildbahn an und ich fuetterte die Hunde, legte ihnen Stroh hin und machte es mir auf dem Schlittensack bequem. Als es dann hell wurde am Morgen waren da gar keine Baeume, auch keine Telegrafenstangen, absolut nichts, nur eben etwa eine halbe Meile vor uns prangte die Huette! Das war zum Losheulen. Die Hunde schliefen schon vier Stunden lang und ich machte mich daran etwas zu wecken, aber die stierten mich bloss an, als haette ich Sand im Hirn und rollten sich wieder zum Schlafen zusammen. Also gut, noch zwei Stunden Rast!

Innerhalb dieser zwei Stunden ueberholte uns Dave Tresinos Team und wie es sich spaeter herausstellte, war dies das letzte Team das mir in diesem Rennen noch vor Augen kam. Die Hunde waren nach den zwei Stunden willens weiterzumachen. Der Pfad war genauso, wie es mir beschrieben worden war: flach, ohne Merkmale und doch ueberwaeltigend. Ich hielt dann kurz an der Huette und schaute hinein, sah so aus als haetten ein paar Skilanglaeufer hier gehaust und der Heizofen war sogar noch warm, aber was sollte es! Die Nacht auf dem Eis war bestimmt auch charakterbildend und daher mehr wert, als eine Nacht in der warmen Huette. Als ich ein paar Stunden noch vor Koyuk war, kamen die Pfadmacher und das war schoen, denen konnten wir auch bis zum Checkpopint folgen. Ein paar Stunden spaeter flog auch ein kleines Charterflugzeug ziemlich niedrig vorbei, ich hoerte spaeter, dass es Doug Swingley war, der noch eine Siegesrunde durch die Doerfer drehte.

Spaeter auf dem Trail hatte mein Team seinen Rhytmus gefunden und flog sogar dahin, das war herrlich und so zogen wir vom Eis runter ins Staedtchen ein!

Koyuk nach Elim

Meiner Meinung nach ist Koyuk der angenehmste Checkpoint auf dem ganzen Weg. Jetzt war ich erstens wirklich der allerletzte Musher im Rennen und alle anderen waren auch schon fort, trotzdem wurde ich nett begruesst und Kinder kamen und wollten sogar mein Autogramm, das tat der Psyche wohl!! Ich gab den Kindern auch kleine Anstecknadeln mit der kanadischen Flagge, die ich fuer solche Faelle in meinem Schlitten hatte. Ein Doerfler brachte auch einen grossen Topf mit hausgemachter Suppe, die einmalig schmeckte, dafuer gab ich ihm auch Trockenfleisch – ‚beef jerky‘ genannt. Das wurde auch gleich mit Freunden geteilt, Rindfleisch ist dort oben eine Seltenheit, selbst getrocknetes, fuer die Bering Kueste also etwas Exotisches. Es mundete den Doerflern genauso wie mir meine Suppe.

Die Hunde sahen alle gut aus, Mannie war etwas komisch, aber der Tierarzt fand dann auch einen ganz kleinen Riss in seinem Fussballen, dieser wurde gleich versorgt und er bekam auch ein Schuehchen angezogen. Alle frassen wie dei Scheunendrescher und fuehlten sich wohl und quietschfidel, als sie dann auch noch gestreichelt und hinter den Ohren gekratzt wurden, waren meine lieben Viecher im siebten Himmel. Es war wunderbar hier mit 15 gluecklichen und zufriedenen Hunden in Koyuk zu hocken.

Bevor es weiterging machte ich einen typisch Karen Fehler.. ich versuchte naemlich das Isolierband zwischen zwei Lithiumbatterien zu zerschneiden und brachte es fertig ein Stueck meiner Fingerkuppe abzusaeblen, die Narbe bleibt – lebenslaenglich! Ich aergerte mich ueber mich selbst aber davon hoerte es auch nicht auf zu bluten. Einer der Tieraerzte legte einen Druckverband an, der aber auch nicht sehr viel half, und ich blutete weiter, nur nicht mehr so stark. Mein Handschuh musste aufgeschlitzt werden, damit der Verband reinpasste und der Checker musste mir sogar den Anorakreissverschluss zumachen. Ich brachte es fertig ein System zum Bootie wechseln zu entwickeln, aber Gottseidank haben meine Hunde abgehaertete Fuesse und brauchen nicht alle Soeckchen zu tragen.

Der Weg nach Elim sah auch ganz anders aus als erwartet, zuerst ging es am Eismeer entlang und dann bog der Pfad in eine huegelige Gegend ab, ich doeste gerade so vor mich hin, als die Wendung geschah und ich dachte zuerst wir waeren vom Weg abgekommen. Aber ich verliess mich dann doch auf meinen Leithund Grover und wir fuhren einfach weiter, anstatt umzudrehen, wie ich es zuerst vorhatte. Gegen Morgen kam dann ein ziemlicher Schneesturm auf und einige Leute in Schneemaschinen hatten Schutz in den Wegehuetten gesucht. Ich jedoch bedurfte noch keiner Rast und fuhr einfach weiter, meine ‚Kinder‘ waren wunderbar, sie marschierten einfach durch das Groebste des Unwetters durch, ohne zu zoegern!

Wir fuhren durch das verlassene Alt-Elim Dorf, von wo aus das Dorf vor ein paar Jahren verlegt wurde. Slim und seine Pfadmacher brausten spaeter vorbei, es war schoen einen alten Bekannten so unerwartet zu treffen. Im Jahr 2000 verbrachte ich eine Nacht in den Tripod Flats mit einem Musherkollegen und einem Schneemaschinen-Fahrer namens Bob, der auf dem Rueckweg von Nome war. Er machte ein paar Aufnahmen und sprach uns Mut zu. Das waren gute Erinnerungen. Das letzte Stueckchen Weg nach Elim ist urploetzlich eine Strase und kein Pfad mehr und es ist schon seltsam da ueber eine Wegschranke auf die Kueste hinunterzuschauen! Es war ein ganz tollerTag!!

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