Mein Iditarod Rennen 6

Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001

Dann wechselte ich den Schlitten. Mein Bernie Willis Schlitten ist grossartig, wie ein Cadillac, der maneuvriert sich spielend leicht und mein Schlitten vom Anfang des Rennens bis jetzt war ja wirklich das Hinterletze, so verbogen und vertrackt wie der war! Ich freute mich schon darauf mit dem guten Schlitten loszuzischen. Aber zuerst musste alles in der Schlittentasche sortiert und umgeraeumt werden. Leider gab es nichts Ueberfluessiges, das ich hier lassen konnte. Ich muss noch daran tuefteln, wie man alles wichtige kompakt zusammenpackt. Wuerde schon gerne einmal die Schlitten von Leuten, wie Doug Swingley oder Dee Dee Jonrowe durchschnueffeln, um zu sehen was die alles so mitnehmen.

Dann wanderte ich mit Mark durch den Ort McGrath. Wir spazierten am Flughafen vorbei um in dem Café noch etwas zu essen, als ich schaute, was fuer Hunde da nach Anchorage geflogen wurden und da war ja auch meine Oreo! Wir schlenderten hinueber um sie zu begruessen und sie freute sich sehr uns zu sehen, sie sah gar nicht mehr so elend aus wie vor 18 Stunden! Ich denke, der kleine schwarz-weisse Haarball hatte mich da zum Besten gehalten! Ich rieb ihre Oehrchen und wuenschte ihr noch einen guten Flug zurueck.

Dann wurde es Abend und ich musste die Hunde fuettern. Mark ging zu seinem Zimmer in Joes Bar und ich kletterte auch hinauf um zu schlafen. Es war gar nicht so einfach, denn ich konnte einfach nicht aufhoeren zu husten, den Husten hatte ich ja schon seit Rainy Pass, also ging ich die Treppe hinunter und sprach mit einem Tierarzt, zu dem ich viel Vertrauen hatte, er schickte mich dann in die Klinik und die Hilfsaerztin dort war schon boese. Erstens weil sie geweckt wurde und zweitens, dass ich so lange gewartet hatte mit der Erkaeltung und es wurde mir gleich klar, dass dieses Frauchen keine Ahnung hatte wer oder was Hundeschlittenfahrer sind. Sie war besorgt darueber, dass mein Gesicht so rot war und auch dass ich mich verkuehlt hatte, natuerlich, wenn man fast eine Woche lang im Freien lebt hier oben in Alaska im Winter. Klar hat man da ein rotes Geicht, nur gut, dass sie meine Haende nicht genau ansah, denn die waren auch schon rissig. Endlich meinte sie dann, wenn ich hier meine kleine Reise weitermachen wolle, dann muessten schon massiv Antibiotika her um einer Lungenentzuendung vorzubeugen… HALT! Ich hoerte da etwas von einer Nadel! Man kann mich im Wald loslassen, mich veraergerten Elchen, Eisbaren und sonst noch allem Moeglichen gegenueberstellen, einen Berg runterrutschen, alles kein Problem, aber Nadeln!!! Davor habe ich eine Heidenangst und es dauerte eine ganze Weile, bis ich diese Hilfsaerztin doch noch uberzeugt hatte ohne Nadeln vorzugehen, da mir schon der Angstschweiss ausbrach, was meine Haende auch noch bestaetigten. Sie ruempfte aergerlich die Nase, drehte sich um und stolzierte hinaus um einen Arzt per Telefon in Anchorage zu Rate zu ziehen. Bald kam sie wieder und faselte etwas von Kaelte-Asthma und hantierte herum, bis sie endlich ein Praeparat zusammengestellt hatte, das mir die Erkaletung erleichtern sollte. Ich nahm diese Behandlung auch noch eine Stunde lang hin, Zeit, in der ich eigentlich schlafen haette sollen und dann hatte ich aber auch genug. Sie wollte, dass ich nochmals vorbeischaute bevor ich McGrath verliess, aber da schuettelte ich nur den Kopf. Ich war mit ihrer Diagnose ueberhaupt nicht einverstanden und mochte die Behandlung auch nicht. Lieber auf dem Weg krepieren als sowas! Stereoide schon gar nicht! Einer der Checkers rettete mich dann nochmal, da die Frau mich doch tatsaechlich eingeschlossen hatte! Es war schon kurz vor vier und hoechste Zeit die Hunde zu fuettern. Diese wilde Jagd nach dem Grund der Krankheit hatte mich leider meinen besten Schlaf gekostet.

Die Hunde frassen schoen alles auf und ich machte mich fuer den Weg bereit, legte mir zurecht was ich benoetigte und kuemmerte mich zuletzt noch um die Kopflampe, da stak der Teufel drin, es gab einen Kurzschluss entweder im Baterriebehaelter oder in der Lampe selbst. Mark war heruntergekommen uns zuzuschauen und es war sehr frustrierend fuer ihn, den Elektriker, mich da so fummeln zu sehen und nicht helfen zu duerfen. Spaeter lieh mir dann Roy Monk eine neue Kopflampe mit allem Zubehoer und Ersatzbatterien, Gott segne ihn! Endlich war alles gepackt und die Hunde ausgeruht und wir konnten wieder los, zuerst wurde Mark noch umarmt, gekuesst und versprochen ihn heil in Nome zu sehen, dann ging es los. Der Weg nach Takotna macht Spass, da gibt es offenes Sumpfland, rollende Huegel und viel Gestraeuch, die Hunde legten die Strecke viel schneller als erwartet zurueck, obwol ich oft und lange auf der Bremse stand!!

Takotna nach Ophir

Die Geselligkeit und Gastfreundschaft in Takotna ist schon legendaer, schade dass ich noch keinen Hunger hatte nach dem guten Essen in McGrath, aber ich ass doch noch eine Frikadelle Hamburger Art und and Stueck Kuchen. Dann schaute ich, wie der Hilfsaerztin in McGrath versprochen, noch schnell in der Klinik vorbei und beeilte mich aus dem Ort rauszukommen. Im naechsten Ort, Ophir, wartete kein Hundefutter auf mich, ich musste also alles was ich von hier bis zum Ort Iditarod brauchte einpacken und schleppen. Ich wollte mir noch ein paar Flaschen von dem Heet holen, das wir ja auch in unseren Kochern benutzen, aber da war nur noch eine Schachtel vorhanden, da ja auch Leute noch nach mir kamen, nahm ich halt nur zwei von den Flaschen. Mark May, der Rennrichter, meinte ich sollte doch nehmen was ich brauchte, aber ich war eben um die anderen hinter mir besorgt. Ich fand aber heraus, dass da niemand mehr hinter uns war, die waren alle ausgeschieden, Jason Halseth, der auch hier in Takotna parkte und ich waren also die letzten Leute und Teams auf dem Pfad! Als wir ein paar Meilen vom Ort weg waren, aenderte ich meine Leitformation um, Butchie kam nach vorn mit Sissy. Mit Butchie ist das auch immer eine Art Roulette, er ist gerne Leithund, aber hoert nicht darauf was ich ihm sage. Das Stueck Weg vor uns war eigentlich gar nicht dazu angetan uns zu verfranzen, obwohl da vom Wind neue Schneewehen ueber den Weg getrieben wurden, war dieses Stueck Weg eines der Schoensten auf der ganzen Reise!

Ophir nach Iditarod

Der Rest der Hundeschlittenfahrer war auch erstaunt, dass wir jetzt der letzte Schub waren und Danny Seavey wurde schon ganz nervoes, hielt aber an seinem Rennplan fest. Diesmal war die Atmosphaere in dieser Haltstation viel einladender als im Vorjahr und die Voluntaere dort waren sehr vergnuegt. Nicht wenige der Musher sassen dann auch noch lange in froher Runde und erzaehlten Geschichten. Ich erzaehlte von meinem Erlebnis in der Klinik und einer der Iditasport-Wettbewerber, der auch zufaellig dort war, wollte wissen, ob das denn in McGrath gewesen sei. Er hatte dort auch Probleme gehabt, er ging wegen einer einfachen Kleinigkeit dort hin und wurde behandelt fuer Sachen, von denen er gar nicht wusste, dass er sie hatte!

Waehrend wir uns ausruhten, wurde berichtet, dass Schneewehen schon wieder den Pfad zumachten und der Weg nach Iditarod schwierig zu finden sei. Man riet uns zusammenzufahren, aber wir alle hatten unsere eigenen Plaene. Clint Warnke und ich hatten so etwas in Grand Portage schon einmal mitgemacht, und der Weg war bei weitem nicht so schlecht wie es geschildert wurde, also wetteten wir darauf, dass dies hier auch der Fall sei. Obwohl wir vier so um die gleiche Zeit loszogen, hatten wir aber doch nicht vor zusammen zu fahren, ausser wenn es wirklich furchtbar werden sollte.

Die erste Haelte des Weges war einzigartig. Es schneite ganz leicht und der Wind blies, aber die Wolken waren hoch am Himmel und die Nacht war ziemlich klar. Die Hunde liefen wie am Schnuerchen und ab und zu sah man Schatten von Kopflampen, entweder weit voraus oder weit hinter uns. Dann waren wir ueber der Baumgrenze und es fing ein Stueck Pfad an vor dem man uns gewarnt hatte. Obwohl Clint und seine Hunde nur etwa eine Stunde vor uns waren, war es schwierig den Weg zu erraten und es schien als dauerte dieses elende Stueck Weg ewig. Hier war mir der Weg auch unbekannt, denn hier ging es jetzt die Suedliche Route runter. Ich hatte zwar die Notitzen von Don Bowers fuer dieses Stueck Weg genau gelesen, aber es war doch ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war jetzt muede und freute mich schon darauf in Don’s Huette auszuruhen, die auf dem Mittelpunkt zwischen Ophit und Iditarod lag. Gottseidank gabs da Klumpen und andere Unregelmaessigkeiten auf dem Weg, denn das Geruettel davon hielt mich wach.

Nachdem ich durch diese Zwielichtszone durch und es ein paar Stunden spaeter war, kamen wir endlich an der Huette an. Aber es war eine Enttaeuschung! Plamer Sagoonik hat es am besten, bei der Musher Feier in Nome, beschrieben: Das Schild stimmt schon : Dons Huette war schoen (gewesen), leider hatten da welche gehaust wie die Vandalen und ich fuehlte mich ploetzlich wieder zurueckversetzt in die moderne Welt; Die Kochvorrichtung fehlte ganz, die Waende hatten alle Riesenloecher und Unrat war ueberall, da konnte man keinen Schlafsack ausbreiten! Ich hielt mit den Hunden trotzdem vier Stunden lang an. Spaeter auf dem Trail fielen wir nur noch so durch die Schlagloecher und ueberholten einen Radfahrer, der den Iditasport mitmachte, armer Irrer, und ich hatte schon gedacht das waere hier nur uebel fuer die Hunde – Falsch gedacht!

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