Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001
Ein paar Meilen weiter wurde der Pfad wieder besser, trotz der Flussueberquerungen und Portagen, es war ein schoenes Fleckchen Erde und die Hunde flogen nur so dahin. Danach fuhren wir bergauf auf einen Pass zu, dort aenderte sich die Landschaft schlagartig! Ueber Baumstuempfe durch und um Fluesschen und Quellen und enge Kurven aus denen langsam niedrige Huegel wurden. Ich dachte mir der naechste Checkpoint waere bestimmt nicht mehr weit, aber, Ha! Weit gefehlt!
Ich unterhielt mich speater einmal mit einer Dame , die dieses Rennen schon gewonnen hatte und sie erzaehle mir, dass dies das einzige Stueck Weg sei, wo sie sich Musik anhoert um von diesem Fleck Erde wegzukommen, Roy Monk sagt, hier wird einem die Seele gestohlen. Ich dachte viel ueber die ersten Bergwerksarbeiter nach, die Millionenbetraege von Gold durchschleppten, Millionen gewonnen und mehr verloren haben! Auf diesem sehr zerbrochenen Pfad meint man die Geister der rastlosen Seelen zu fuehlen, denen hier alles durch die Haende geronnen ist und zu Staub wurde. Und immer wieder fuehrte es uns ueber einen Huegel, der doch der letzte sein sollte und man hoerte fast Hohngelaechter im Echo.
Die Hunde waren auch kurz angebunden und nervoes und es gab kleinere Gefechte. Ich wunderte mich einigemale was ich denn hier tat, denn die Hunde waren nicht bereit dazu! Die konnten das Iditarod nicht zu Ende machen, warum war ich nur mit dabei? Wir haderten also mit Gott und der Welt und dann stand die Geisterstadt vor uns, Iditarod, die Legende, lag vor uns und die Hunde sahen das und liefen wie die Salzmaenner. Wir liessen alle Spinnweben und Gespenster hinter uns.
Iditarod nach Shageluk
Als wir ankamen sah alles schon wieder viel besser aus, denn viele meiner Kollegen hatten aehnliche Schwierigkeiten wie ich auf dem Weg hierher. Man muss annehmen, dass das ‚miserabelsein‘ gleiche Gesellschaft liebt. Dick Wilmarth, der Sieger vom Iditarod Rennen 1973 befand sich in einem einladenden Zelt am Fluss, auf das das Checkpoint Personal mich aufmerksam machte. Dort wurden Elchfleischwuerstchen gebraten, die Dick zubereitete und jedem Hundechlittenfahrer spendierte, dazu gabs auch frische Milch, das war wirklich was Besonderes. Schade, dass ich den frischen Apfelkuchen am naechsten Morgen leider verpasste. Es war wirklich einzigartig diesen beruehmten Mann kennezuernen, und der sass da und machte den Kuechenchef fuer uns alle. Der nette Herr ist nicht nur ein guter Koch, er hat sich auch noch gut gehalten.
Wir alle hatten ein Zelt am Fluss mit einem kleinen Holzofen und viel Stroh als Matratze, es war nicht das Hilton oder Ritz, aber ich schlief da genausogut als waere es ein vornehmes Hotel gewesen. Der Schlafsack war so mollig warm, dass ich vielleicht immer noch dort waere, wenn ich nicht mal aufs Haeuschen mit dem Herzchen drauf gemusst haette. Plumpsklos im Winter, na ja.
Wenn man aus Iditarod losfaehrt, fuehrt die Strecke immer aufwaerts. Es fing erst an leicht zu schneien spaeter entwickelte sich das zu einem richtigen handfesten Schneesturm. Wir erreichten eine Lichtung und unser Pfad war verschwunden!! Ich brachte Grover und Camilla an die Leitstelle und hoffte, dass sie uns auf den Pfad zurueck bringen wuerden. Doch wir erreichten bald einen Punkt, wo die Hunde auch nur noch den Kopf schuettelten. Ich marschierte also vorweg und suchte nach Markierungen, es gab aber keine. Dann fanden wir Pedro aus Argentinien und alle seine Hunde lagen zusammengeroolt da, Schnee sammelte sich schon auf den Fellen. Pedro lud mich ein da auch zu bleiben, aber ich machte ihm klar, dass dies wirklich kein guter Lagerplatz war. Dann kam auch Clint Warnke an und der hatte auch den Weg verloren. Pedro suchte seine Platter (damit meinte er Schneeschuhe, wie mir klar wurde, als er sie anschnallte) und machte erst mal einen Trampelpfad und Camilla und Gus, die jetzt die Leitung hatten, marschierten sofort los und hielten auch nicht als Pedros Pfad aufhoerte. Clint hatte auch schon im Nu wieder alles beisammen und seine schnelleren Hunde kamen schon hinter mir her, er ueberholte und sein erstaunlicher Leithund Skoal machte wieder einen Pfad fuer uns bis nach Shageluk. Meine Hunde waren gut in Form, denn sie hielten Schritt mit Clint, Elizabeth Manning, Pedro, Danny Seavey und Dave Tresino. Fuenf Meilen vor dem Checkpoint verteilte ich dann ein paar Leckerbissen fuer die Hunde und ich folgte der Meute nach Shageluk hinein.
Shageluk nach Anvik
Man kann Shageluk frei uebersetzen: Dorf der Hunde-Leute, und das wars ja auch wirklich! Hunde in jedem Hinterhof bellten ihr Willkommen schon von weitem. Dort konnte man nicht nur Kleider waschen, sondern es gab auch warme Duschen. Ach, es waere ja schoen gewesen und schaute nochmals wehmuetig hin, aber ich hatte nicht genug Zeit auch noch Haare zu trocknen, also keine Dusche… Ein Checker gab nebenher auch Massagen und man hoerte Pedro schon behaglich seufzen und diese Behandlung war uns allen willkommen!
Einige meiner Hunde frassen nicht so richtig, obwohl ich doch meine Finger zaehlte als ich ihnen zuletzt ihre Naschereien gab. Sie frassen halt nicht richtig und ich nahm mir extra Zeit, jeden Hund zu streicheln, zu massieren und ihm zu erklaeren wie sehr ich ihn oder sie mochte. Auch die Ohren wurden schoen gerieben. Aber es war das erste Mal im Rennen, dass sie einen Checkpoint nicht voller Freude hinter sich liessen. Ich stapfte ein paarmal auf die Bremse, wie beim Training und liess das Team es selber herausarbeiten, schien auch zu funktionieren, denn bald ging es wieder wie geschmiert. Wir schienen auch schon ganz schoen auf Trab zu kommen, und mir wars als muessten wir jeden Augenblick in Anvik ankommen, bis dann da ein Schild stand und uns informierte, dass Anvik noch 9 Meilen weit weg war. So ein Mist! Als wir dann am Yukon Fluss ankamen waren wir alle frustriert und muede und ich spielte auch mit der Idee einfach durch Anvik durchzufahren, aber entschloss mich dann doch noch dort zu rasten, denn wir brauchten alle eine Pause. Ich besonders…