Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001
Die Hunde frassen prima und rollten sich dann brav zusammen um ein Schlaefchen zu machen und ich tat es ihnen gleich nach. Ich erholte mich gut, es war wohl der tiefste Schlaf seit Shageluk. Erfrischt und quietschfidel trollte ich mich dann zum Checkpoint hin und benutzte das Telefon um Jamie wieder zu erreichen. Ich war diesmal nicht so entgleist, und enttaeuscht, obwohl die Hunde immer noch nicht so richtig geschmiert liefen, wie im Grand Portage Rennen. Sie hielten sich aber immer noch besser als mein Team von 2000. Und ausserdem waren wir ich noch mit 15 Hunden unterwegs – also das groesste Team das noch im Rennen war.
Eines meiner Lieblingserlebmisse auf dieser Fahrt passierte gerade, als wir uns zur Abfahrt fertigmachten. Ein Einheimischer Eskimo – Stammesaeltester – kam vorbei und wir unterhielten uns, wie es damals war, als man hier nur Hundeteams zum Transport kannte. Er meinte auch, dass es schade sei, dass die schnellsten Wettbewerber gar nicht mehr Zeit dazu finden, sich mit einem zu unterhalten. Ich erwiederte, dass es sich bei diesen Superschnellen um eine andere Art von Wettbewerbern handelte. Er meinte weiter, dass er auch einmal gerne mitgefahren waere, aber dann haette er halt wahrscheinlich auch keine Zeit, sich mit den Einheimischen in den Checkpoints zu unterhalten. Ich laechelte nur, und meinte, dass das aber wichtig waere, und ausserdem arbeitete ich ja an meinem Packen waherend des ganzen Gespraeches und verlor also dabei gar keine Zeit! Er wuenschte mir noch viel Glueck und drehte sich um und ging, drehte sich dann aber noch einmal um und kam zurueck und schuettelte mir die Hand und bedankte sich dafuer, dass ich Zeit fuer ihn gehabt habe. Dabei war ich es doch, die mich darueber gefreut hatte mit ihm sprechen zu koennen!
Linda Joy, die auch schon einmal beim Iditarod mitgemacht hatte, arbeitete hier am Checkpoint und sie half mir die Hunde auf den Pfad zu kriegen. Letztes Jahr hatte es in Kaltag dabei Schwierigkeiten gegeben, aber dieses Mal war es ganz einfach. Ich erinnerte mich wie gut mir die Strecke von Kaltag zur Old Woman Cabin (Huette der alten Frau) gefallen hatte und meine Erinnerung war gut gewesen, es war eine sehr schoene Strecke und dieses Jahr gab es nicht einmal rueckenschmerzen-machende Eishuegel und Huckel! Dave Tresino und seine Hunde ueberholten uns bei Tripod Flats und Dave war ueberzeugt, dass die Huette der alten Frau weiter weg war als die 1.5 Stunden, an die ich mich erinnerte. Er machte also an der uralten, der eigentlichen Huette der alten Frau Halt und ich bemitleidete ihn deshalb, denn die jetzige Old Womans Huette ist zwar klein, aber gemuetlich und hat sogar eine Kochstelle. Beth Manning fuhr gerade ab, als ich ankam. Obwohl ich wusste, dass Dave nur ein paar Meilen hinter uns hielt und Beth und andere auch nicht soweit vor uns waren, ueberkam mich das Gefuehl grosser Einsamkeit. Vielleicht war es der Geist dieser alten Frau, wer weiss, aber ich liess ihr einen Leckerbissen zurueck, um sie zu besaenftigen.
Ich war aber doch nicht ganz so allein wie ich dachte. Grover wurde furchtbar lebhaft und alle fingen dann auch noch an zu bellen, was Hunde gar nicht oder hoechst selten tun wenn sie rennen, was immer auch Walt Disney dazu sagt, und ich sah ein paar dunkle Schatten parallel zum Pfad, Rentiere! Hatten die mich aber erschreckt! Der Weg von hier an bis nach Unalakleet war von scharfer Weite gezeichnet und vom Geheul des Windes hier an der Kueste, ein Vorgeschmack von dem, was uns noch bevorstand. Desto naeher wir dem Doerfchen kamen, desto weniger Schnee gab es da und mir graute es ein wenig, als ich an all meine Probleme in dieser Gegend vom Vorjahr zurueck dachte. Diesmal wartete ich mit dem Jubel von ‚hier ist die Kueste‘, bis nach Koyuk – man lernt von Fehlern!
Unalakleet nach Shaktoolik
Als ich selbst ein Pizzafest in Unalakleet, bei der besten kleinen Pizzaria in Alaska, namens ‚Peace of Earth‘, ablehnte, war mir klar, dass mein Erlebnis von 2000 begann ueberhand zu nehmen. Viel Schlaf bekam ich nicht, ich wanderte nur ziellos im Checkpoint umher, nachdem die Hunde gefuettert und gelagert waren. Ich wollte nicht, dass meine Angstgefuehle sich auf die Tiere uebertrugen. Ein Hoehepunkt dort war ein Besuch von Tanya, die uns im Jahre 2000 in Nome beherbergt hatte und jetzt in Unalakleet arbeitete, es war ruehrend, dass sie dem Rennen soweit gefolgt war, um zu wissen wann ich dort eintraf. Als ich den Schlitten packte schwirrten viele kleine Schneevoegelchen um mich und das Team herum, diese kleinen Voegel leben dort das ganze Jahr ueber und sind wirklich nette Federviecher!
Ich war ubergluecklich als die Hunde den Checkpoint schnurstracks hinter sich liessen, nicht wie im Vorjahr, wo wir umdrehen mussten. Aber als es dann bergan ging, wurde die Fahrt ’schneckenemaessig‘ langsam und jetzt, rueckblickend, kann ich sagen, dass die Hunde doch meine Stimmung widerspiegelten, mir kam es so vor als waere das Ende nah. Dann gings wieder ganz flott als wir auf sieben Rentiere stiessen, die uns parallel zum Pfad beschatteten und Grover, dem diese Rehe es angetan haben, rannte vergnuegt fast eine ganze Meile lang. Sobald wir den Blueberry Hill erreichten kamen wir in tiefe Risse von Schlittenspuren rein, da ueberholte uns Dave Tyresino und die Hunde hetzten auch sofort hinterher, ein weiters Zeichen, dass sie gar nicht muede waren. Einer von den Checkers kam auch vorbei , denn er hatte schon viel von unserem wunderschoenen Sibirischen Team gehoert und wollte uns selber mit eigenen Augen auf dem Pfad bestaunen.
Ich erkundigte mich bei ihm uber eine Huette, von der mir der Palmer Sagoonik erzaehlt hatte und die sich hier irgendwo am Fuss des Huegels befinden sollte. Ich wollte dort ein paar Stunden ausruhen und durch Shaktoolik durch bis zu dem Rock, noch eine Huette etwa 7-10 Meilen ausserhalb des Oertchens Shaktoolik, wo wir wieder etwas Rast machen konnten. Ich hatte Kamie Nelson hoch und heilig versprochen, dass wir auf keinen Fall lange Pause in Shaktoolik machen wuerden; nur kurz halten und meine Sachen dort abholen und weiter, um ein Wiederholen vom vorjaehrigen Ende auf dem Eis zu vermeiden. Ich suchte fast eine Stunde lang nach der Huette, fand aber keine Spur und so aenderte sich der Plan etwas. Jedoch fuhren wir dann doch direkt nach Shaktoolik weiter. Da gab es dann wieder Rentiere und wir sausten nur so dahin, als der Wind anfing zu heulen. Camilla und Grover fuehrten uns an, dann Camilla und Gus, aber wir wichen immer wieder vom Pfad ab, bis mir dann endlich das Licht aufging, dass Camilla den Wind nicht mochte. Ich nahm sie aus der Leitstelle weg und dann gings endlich vorwaerts. Nur aus dem Plaeneschmieden wurde nichts, da wir schon in Shaktoolik angekommen waren.