Mein Iditarod Rennen

Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen
Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001

Vorwort
2. April 2001: Als ich gestern noch im Bett vor mich hindoeste, hoerte ich durch das halb geoeffnete Fenster eine Kanadagans vorbeifliegen. Kein Schnee und Gaense, das sind Anzeichen vom Fruehling und vom Ende eines erstaunlichen Winters, der unvergessen bleiben wird. In den folgenden Wochen werde ich alle meine Notizen zusammensetzen und diese Geschichte zu Papier bringen, als eine Art Dankeschoen an alle meine Unterstuetzer fuer die grosszuegige Hilfeleistung fuer mein Rennen, VIELEN DANK!
Karen Ramstead

Der zeremonielle Start

Wie schon letztes Jahr ist auch diesmal der Anfang von Iditarod ein gut organisierter Zirkus, und einer der mir viel Spass macht. Wir kamen frueh an und parkten in dem uns angewiesenen Parkplatz und schon bald war die ganze Strasse voll mit anderen Hundeteams, Voluntaeren und Fans. Charlie Boulding kam erst spaet an. Die Arbeiter hatten viel Schnee herangeschafft, was ja fuer die Hunde grossartig ist, aber weniger gut fuer die Hundelaster. Da kam also Charlie und schlingerte und schluepfte durch die Kurve und die Strasse hoch, Mark, mein Mann, und ich retteten unsere Hunde auf dieser Seite des Wagens, er kam also an uns vorbeigeschliddert und verpasste den Wagen von Devan Currier auch nur um ein paar Zentimeter. Seine Frau, Robin, bruellte Entschuldigungen als sie vorbeirasten. Ja, Charlie bringt es fertig etwas Aufregung ins muede Treiben zu bringen. Unsere Helfer waren einmalig, und zwar kamen sie aus der San Francisco Bay Gegend vom Bay Area Siberian Husky Club (B>A>S>H), sie waren sehr hilfsbereit und machten auch viele Fotos.
Eines meiner liebsten Bilder, ist das als Libby Riddles zu mir kam. Libby ist eine Inspiration fuer mich und ich habe viel Respekt vor ihr. Das Buch ‚Race across Alaska‘ von ihr war wohl ausschlaggebend fuer meine Teilnahme am Iditarod Rennen. Libby kam also herueber und wollte wissen ob wir unsere Probleme vom Vorjahr bewaeltigt haetten und dazu konnten wir ja sagen. Es war nett, dass sie sich sogar fotografieren liess!

 

Karen Ramstead

Dann waren auch die Hunde festgehakt und wir waren in der Startrampe. Meine Hunde hatten ihr Halstuch mit dem kanadischen Ahornblatt an, sie sahen wirklich gut aus, da muss ich mich bei unserer Vermieterin, Nabcy Black, noch sehr bedanken. Es war genauso aufregend wie im Vorjahr. Mark hatte beschlossen dieses Jahr nicht den 2. Schlitten zu bemannen, er ueberliess diese Ehre unserer Freundin Lara Baker. Ich gab Mark das High Five Signal, das eine Art symbolische Geste geworden ist, seit ich einmal meine ‚Viel-Glueck-Umarmung‘ verpasste und ihm nur noch zuwinken konnte, als wir wie von einer Rakete abgeschossen vom Start losflitzten. Seit der Zeit wurde dieses Winken zum toi-toi-toi Symbol fuer uns. Die Route war sehr verkuerzt worden, da die Rennstrecke vereist und zu gefaehrlich war. Lara machte ihre Sache auf dem 2. Schlitten gut und Liz war eine interesannte Idita-Rider Person und wir unterhielten uns sehr gut. Ich war mit den Hunden sehr zufrieden, sie zogen stark und solide, wenn auch nicht sehr schnell. Trotzdem haette sich beinahe ein Unfalle ereignet, als meine Leithunde den Kameramann Jeff Schulz in die Schere bekamen, da ich keine Halslinien nehme, sind die Leithunde also sehr frei beweglich. Gottseidank sah ich das Ganze kommen und konnte die Hunde noch anhalten, bevor sie die sehr teure Kameraausruestungen ueberfuhren. Das waere kostspielig geworden! Als wir am Wagen ankamen, wurden alle Hunde schnell mit einem Leckerbissen gefuettert und zurueck zu einem komfortablen Bett, das letzte fuer viele Naechte auf dem Weg nach Nome, gebracht. 

Neustart in Willow bis nach Yentna

Jetzt gehts richtig los!! Der Neustart wurde in der letzten Minute noch nach Willow verlegt, anstatt im ueblichen Wasilla ging es also wegen zu wenig Schnee eben dort los. Als ich im Jahr 1998 schon einmal mit dabei war, wurde auch von Willow aus gestartet, ich kannte mich also schon ein bisschen aus. Viele Musher bevorzugen den Start in Willow, denn da ist kein 2. Schlitten mehr und man ist direkt auf dem Pfad nach Nome, ohne Strassen zu ueberqueren, geht es von dort direkt in die Wildnis. Unser Morgen fing frueh an; die liebe Vivian stand sehr frueh auf und machte Fruehstueck mit Steak und Ei, das war sehr angenhem, besonders jetzt, da ich keine Ahnung hatte, wann und wo die neachste gescheite Mahlzeit herkommen wuerde. Wir sassen dann noch gemuetlich in der Versammlungshalle in Willow, als ein Reporter von der Anchorage Daily News Zeitung vorbeikam und fragte, ob er sich mit mir ueber mein sibirisches Team unterhalten durfte. Ja, das ist ja direkt ein Unterfangen, mich dazu zu bekommen ueber die Hunde zu reden! Es war ein gutes Interview und am naechsten Tag stand ein guter Artikel ueber uns in der Zeitung.
Ich ging danach zum Hundewagen und Mark sagte mir, dass die Dopingkontrolleure schon da waren und Urin gesammelt haetten. Das war lustig, denn normalerweise werden ja bloss die Spitzenreiter getestet! Die Microchips der Hunde wurden nachgeprueft, der Schlitten war bepackt und gecheckt – dann ging es los. Show Time! In letzter Minute entschloss ich mich dafuer, Camilla als Mitleithund zu Gus zu spannen und nicht Oreo, aber das war wohl keine gute Entscheidung, da sich Camilla mehr um die Zuschauer kuemmerte als um das Team. Wir schossen also dahin wir eine donnernde Herde von Bueffeln und auf dem Zeitungfoto konnte man dann schwarz auf weiss sehen, dass es ueberhaupt keinen Leithund gab; nur ein Knaeul froehlicher Hunde! Es war noch ein langer Weg der uns bevorstand und von Anfang an ging das Team nicht so richtig, der Antrieb und die Konzentration waren nicht da, wie ich es mir vom Training her vorgestellt hatte. Aber ich erinnerte mich daran, Geduld mit ‚ihnen‘ zu haben und die Hunde das selber austuefteln zu lassen. Dee-Dee’s Team kam ploetzlich an uns vorbeigesaust, sie gruesste schnell „Danke, Karen‘ und war schon vorbei, als ich noch auf der Bremse stand. Rick Swenson’s Hunde ueberholten uns auch noch gleich danach aber es ist immer noch ein grossartiges Gefuehl mit Teams von diesem Kaliber zusammen auf dem gleichen Pfad zu sein. Der Pfad windet sich einem Fluss entlang bis man an den Yentna kommt. Das Wetter war sehr schoen und der Pfad einmalig, alles war bestens.

Wir kamen noch lange vor der Abenddaemmerung in Yentna-Station an. Letztes Jahr fuhren wir hier durch, denn wir hatten frueher auf dem Pfad Pause gemacht. Durch den neuen Startanfang in Willow hatten wir ja Zeit gewonnen, also konnten wir vier Stunden hier Pause machen. Ich fuetterte die Hunde, machte ihre Betten und begab mich in das Esszimmer, wo es Spaghetti gab, was viel einladender war als mein extrafestes Tofu Zeug! Immer wenn wir in Laska sind ist Lloyd darauf erpicht mir beizubringen wie ausgezeichnet doch Tofu Pfannkuchen seien. Aber bis jetzt konnte er mich noch nicht davon ueberzeugen. Das fuehrte zu vielen Tofu Witzen und als ich in Yentna mein Hundefutter auspackte, was fand ich da? Eine Extrapackung Tofu! Greg und Marie Stevens vom Hundeklub in San Francsico hatten das ‚Ding‘ da reingeschmuggelt und sich riesig gefreut ueber den Witz! Die Pruefer (Checkers genannt) wunderten sich, warum vor ihnen, anscheinend grundlos eine Iditarod-Schlittenfahrerin so furchtbar lachte.

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