Mein Iditarod Rennen 13

Karen Ramstead – Mein Iditarod Rennen Tagebuch des Nord Wapiti Teams 2001

Safety nach Nome…Endspurt!

Also ich weiss auch nicht, wie genau ich mir den Safety Checkpoint vorgestellt hatte. Safety ist eine Wegstation, ein Gasthaus, ein einziges Gebäude, so recht einsam und verlassen, mutterseelenallein an der Küste. Wie dem auch war, trotzdem wars grossartig hier zu sein! Die Hunde und ich brauchten etwas Distanz voneinander, daher wurde hier gerastet, ich gab also jedem Hund ein paar Leckerbissen, legte aber kein Stroh hin und liess sie angeschirrt stehen, damit es ihnen vielleicht doch einfiel, dass wir nicht lange hier verweilten. So wird viel im Training gerastet, also legten sie sich brav hin und dösten ein bisschen. Ich aber ging in die Gaststaette und goennte mir eine gute Tasse Kaffee. Nick, ein altbeannter Tierarzt war da und das war nett, denn wir kannten uns schon vom John Beargrease Marathon, dem Grand Portage Rennen und dem 2.Iditarod. Er kennt meine Hunde schon so gut, er weiss die Namen auswendig! Wirklich ein netter Kerl. Es war gut jemanden zu treffen, den man kennt. Er sagte mir, dass Mark schon in Nome wäre und wenn ich wollte, könnte ich das Hauptquartier dort anrufen und mit ihm reden. Ich lehnte ab, denn ich wollte ja am Morgen schon persönlich mit ihm reden.

Eine halbe Stunde später ging ich hinaus, aber die Hunde gaben mir zu verstehen, dass es noch nicht weiterging. Sie wissen zwar, dass ich die Entscheidung treffe wann und wie lange gehalten wird, aber liessen sich nicht zum Aufbruch bewegen, also liess ich es gutsein. Immer noch kein Stroh, und immer noch im Geschirr – liess ich sie in Ruhe.

Als wir zwei Stunden dort waren, ging ich hinaus und rief dem Team zu. Es protestierte und latschte von einer Pfote auf die andere, aber es wurde sich bewegt. Ich versprach ihnen eine Riesenüberraschung im nächsten Checkpoint.

Die Sonne ging gerade auf als wir an leeren und eingeschneiten Ferienhuetten vorbeifuhren und dieser Morgen war wie verzaubert. Ich habe jeden Moment dieses Sonnenaufgangs ganz klar in Erinnerung. Es gibt da einen einzelnen grossen Hügel, den man erklimmt um nach Nome zu kommen und die Hunde kletterten auch emsig. Als wir oben waren, konnten wir Nome in einer Entfernung von fuenf Meilen schon sehen. Ich kann das Gefuehl gar nicht in Worte fassen, aber selbst jetzt noch, fast ein Jahr später, wuergt es mir immer noch im Hals und mir kommen fast die Traenen, da gab es etwas, das ich nicht erwartet hatte: Traurigkeit! Ich hatte es schon von anderen Hundeschlittenfahrern öfters gehört, dass einem eine tiefe Traurigkeit erfasst, wenn es dem Ende zu geht. Wollte es aber nicht so recht glauben, aber da wars ja, ich fühlte mich wehmuetig!

Das war bisher ein erstaunliches Abenteuer gewesen, nicht nur diese letzten zwei Wochen unterwegs, sondern die letzten zwei Jahre! Da war Iditarod und Nome immer in meinen Gedanken, ich hatte diesen Moment so erhofft, angestrebt und erwartet, so viel gelernt und erfahren, Hunde und mich selber richtig erlebt! Ich dachte darüber nach und wischte nochmals verstohlen ein paar Tränen weg. Natürlich ist das noch nicht das Ende meiner Mushing Karriere, oder das letzte Mal auf dem Iditarodpfad, das weiss ich ja, aber es ist das Ende eines Kapitels. Da riss mich ein Hund aus meinen Gedanken, denn der hatte sich in einer Leine verfranzt, ich machte den Schneehaken und die Bremse fest und wickelte den Hund los.

Als ich so am Hundeteam entlangschritt mit Nome im Morgenlicht in Sicht, da wurde es mir klar, dass ich mich bei meinen Tieren bedanken musste. Die meisten Mushers warten damit bis under dem Zielbogen in Nome, aber ich wollte diesen Moment mit meinen Hunden alleine geniessen, also wurde der Nick erst einmal aus seiner Verwickelung befreit, dann wurde jeder Hund gestreichelt und umarmt, Sissy, der Kleinste, Striker, der hübsche Mannie. Die erstaunliche Kaylinn, Surge, der Welpe, Nik, Butchie Boy, der arrogante Chester, Camilla, Big Jake, Smiley und die Brüder Orion und Draco, dann verweilte ich noch ein wenig mit den Leithunden, Grover und Gus, was für ein erstaunliches Team ich doch hatte! Einmalige Tiere, alle!

So, dann zog ich doch den Schneehaken und wir bewegten uns in Richtung Stadt. Drei Meilen vor Nome tauchte dann schon wieder Zivilisation auf, eine Fernsehcrew war da und filmte uns als wir ein paar Strassen überquerten.

Na, wie fühlt man sich so? Rief ein Reporter und ich lachte: Besser als je zuvor! Die Hunde wurden auch sehr lebhaft und wussten, dass irgendwas los war, da gings noch einmal in die falsche Richtung, aber ich trat auf die Bremse und wir brachten es wieder ins richtige Gleis, die Tolpatsche! Als wir den Aussenrand von Nome erreichten, folgten uns ein paar Autos und als wir die eigentliche Stadt erreichten, wartete schon die Polizei Eskorte auf uns. Ich bat meinen Grover brav zu sein und keine Bars zu besuchen und ich war ganz überwältigt von der Menschenmenge, die da auf mich, das Schlusslicht, wartete. Es war schön, so geehrt zu werden. Etwa eine Häuserreihe vor dem Ziel sprang die Direktorin des Rennens, Joanne Potts, noch auf mich zu und gab mir meine rote Laterne, ich hielt sie hoch, als es aufs Ziel zuging, die Hunde wollten nicht so richtig auf diesen Schnee und unter die Leute, aber als sie den Mark hòrten und auch sahen, fingen alle an mit dem Schwanz zu wedeln, der Rest ist nicht mehr ganz klar, denn da waren Umarmungen, ein paar Tränen, Lächeln, und bedeutungsvolle Worte, die ich immer im Herzen bewahren werde. Mark Nordman versuchte Jamie Nelson für mich ans Telefon zu kriegen, aber es gab keine Verbindung. Kinder bettelten um Hundesöckchen bei Mark, und er verteilte sie direkt vom Hund, sozusagen. Ich blies die Witwenlampe unterm Zielbogen aus, die seit dem Start in Anchorage gebrannt hatte, das war vor fünfzehn Tagen gewesen und damit kam Iditarod 2001 zu seinem offiziellen Ende….

Karen Ramstead

© Copyright Karen Ramstead
Uebersetzung: Jlona Richey / Tracks of Alaska

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