Hunde kommen ins Gefängnis

In ein paar Stunden wird der zeremonielle Start in Anchorage beginnen. Der gebürtige Wuppertaler Sebastian Schnülle lebt als Musher in Nordamerika und hat bereits fünf Mal am Iditarod und ebenso oft am Yukon Quest teilgenommen. Seine aktive Rennkarriere hat er zwar beendet, dennoch kommt er vom Iditarod-Rennen nicht los. In diesem Jahr begleitet er es wieder als Berichterstatter für die Veranstalter.

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Photo Credit Rebecca Coolidge, Anchorage Convention & Visitors Bureau

Katja Schnitzler hat den gebürtigen Deutschen für die SZ interviewt, hier Auszüge aus dem Gespräch:

Wer sind die Musher, die beim Iditarod mitfahren?

Der romantische Trapper ist ausgestorben, heute kommen die Schlittenhundeführer aus allen Gesellschaftschichten. Doch in den vergangenen 41 Jahren hat sich viel verändert, das Iditarod-Rennen ist sehr kommerziell geworden – ein Sport für Reiche, kaum noch finanzierbar. Schließlich kostet die Teilnahme jeden Musher etwa 50.000 Dollar und man kann zwischen Oktober und März nicht arbeiten, sondern muss trainieren – und Sponsoren suchen. Wer da kein sechsstelliges Jahreseinkommen hat, kann nicht mitmischen.

Also fahren nur Millionäre durch Alaska?

Dass wir uns nicht missverstehen, das sind alles Macher und tolle Leute, mit vielen bin ich befreundet. Die ziehen die Rennen als ein Familienunternehmen auf, das gemeinsam Sponsoren sucht. Oder die Musher besitzen eine Airline oder eine Firma für Blockhausbau. Und dann gibt es noch die Träumer. Die verschulden sich, um einmal beim Iditarod mitfahren zu können. Finanziell knabbern daran viele jahrelang.

Was passiert mit Hunden, die nicht weiter können?

Die kommen ins Gefängnis. Ins Frauengefängnis nach Anchorage.

Sie machen Witze.

Nein, tatsächlich. Am Checkpoint prüfen Tierärzte den Gesundheitszustand der Hunde und schicken manche Tiere mit dem Flugzeug nach Anchorage zurück. Die Frauen dort im Gefängnis kümmern sich erst mal um die Tiere, bis Helfer kommen, um sie abzuholen.

Was unterscheidet Iditarod vom Yukon Quest?

Man könnte sagen, Iditarod ist die Weltmeisterschaft, derYukon Quest hingegen die amerikanische Meisterschaft. Jeder, der lange Distanzen fährt, träumt vom Iditarod.

Sie träumen davon, 1600 Kilometer durch die Wildnis von Alaska zu fahren? Und an windigen Tagen erfrorene Finger zu riskieren, wenn Sie kurz die Handschuhe ausziehen? Warum tut man sich so etwas an?

Es ist eine ganz besondere Stimmung und Gemeinschaft bei den Rennen. Tatsächlich schlimme Momente gibt es nur wenige – aber das sind auch die interessantesten. Da lernt man sich selbst und die Hunde erst richtig kennen. Die Musher sind ja auf sich allein gestellt. Wer Hilfe von außen annimmt, wird disqualifiziert. Nur andere Musher dürfen helfen.

Welche Situation werden Sie beim Iditarod-Rennen niemals vergessen?

Ich denke weniger an die gefährlichen, sondern an die schönen Momente. 2009bin ich an der Ortschaft Koyukuk am Yukon River vorbeigefahren, da saßen die Menschen am zugefrorenen Fluss und haben auf die Musher gewartet. Darüber waren wundervolle Nordlichter. Zu diesen kleinen Ortschaften kommt man als Fremder sonst gar nicht. Sie sind nur per Flugzeug erreichbar und nicht über Straßen. Das unterscheidet das Iditarod-Rennen auch vom Yukon-Quest.

Mit freundlicher Genehmigung von Katja Schnitzler
Das vollständige Interview können sie hier nachlesen:
SZ-Online

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Redakteur Iditarod-Race

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