Endlich gibt es wieder genug Schnee und der Iditarod kann seit 2013 wieder die südliche Route nehmen – trotzdem ist dieses Jahr alles anders. Viele hatten schon das wetterbedingte Ende des 1600 Kilometer langen Schlittenhunderennen vorhergesagt, doch Ungemach kommt nun von anderen Seiten.
Zu den zahlreichen Problemen gehört der Dopingskandal eines Champions, der Verlust des Hauptsponsors Wells Fargo, Unzufriedenheit unter den Mushern und der zunehmende Druck von Tierschützern, die sagen, dass die Hunde zu Tode gejagt oder schwer verletzt wurden und werden. Das Iditarod hat im Laufe der Jahrzehnte Höhen und Tiefen erlebt, aber der aktuelle Sturm der Unruhen wirft Fragen über die Zukunft des Langstrecken-Rennen auf, die für viele den Kampf zwischen Sterblichen und Alaskas unerbittlicher Natur symbolisieren.
Während Mitch Seavey versucht seinen Titel zu verteidigen, hat sein Sohn Dallas einen Anwalt zu seiner Verteidigung angeheuert.
Das Iditarod sagte, es könne nicht beweisen, dass Dallas Seavey seinen Hunden die verbotenen Medikamente verabreicht habe, und bestrafte ihn nicht. Seitdem wurden die Regeln geändert, um Musher für einen positiven Drogentest haftbar zu machen, es sei denn, sie können belegen, dass etwas außerhalb ihrer Kontrolle passiert ist.
Der jüngere Seavey, der die Verabreichung von Tramadol an seine Hunde dementierte, geriet ebenfalls in die Kritik, als sich der langjährige Renn-Kritiker „People for the Ethical Treatment of Animals“ über einen vom Musher betriebenen Zwinger beklagte, der auf Vorwürfen von kranken, verletzten oder toten Hunden beruhte. Lokale Ermittler sagten, dass sie keine Beweise für Tierquälerei in der Sache fanden. Verschwörungstheorien machten in den sozialen Medien schnell die Runde – angeblich soll auch hier Peta involviert gewesen sein.
Dallas Seavey setzt dieses Jahr aus Protest gegen den Umgang mit der Doping-Untersuchung, das Iditarod aus. Stattdessen ist er in Norwegen, um an einem weiteren Schlittenhunderennen teilzunehmen, dem Finnmarkslopet, das am 9. März beginnt. Nicht aber um vorher einen Anwalt und eine PR-Firma engagiert zu haben, um bei einer Klage mitzuhelfen, die auch, die Doping-Testverfahren des Iditarod in Frage stellt.
Der Tod von fünf Hunden im Zusammenhang mit dem letztjährigen Rennen hat auch dazu beigetragen, dass der Druck von Tierschützern erhöht wurde. Drei der Todesfälle ereigneten sich während des Rennens und zwei Hunde starben, nachdem sie aus dem Wettbewerb genommen wurden. Einer hatte sich von seinem Handler gelöst und wurde von einem Auto angefahren, und ein anderer starb, als er nach Anchorage geflogen wurde, wahrscheinlich wegen Hyperthermie. Das Rennen hatte Jahre davor wenig bis keine toten Hunde.
Peta sagt, dass zum ersten Mal etwa ein Dutzend seiner Mitglieder bei dem zeremoniellen Beginn und dem Re-Start sowie an der Ziellinie in der abgelegenen Küstenstadt Nome persönlich gegen das Rennen protestieren werden. Sie planen, fünf Grabsteine mit den Namen der im Jahr 2017 verstorbenen Hunde aufzustellen.
„Es ist eine wirklich wichtige Sache, wir müssen uns gegen das grausame und tödliche Rennen aussprechen, denn nichts anderes ist das Iditarod“, sagte eine Peta-Sprecherin.
Rennoffizielle beschuldigen Aktivisten dafür, manipulative Informationen zu verwenden, um Firmensponsoren wie Wells Fargo, einen langjährigen Unterstützer, der im letzten Frühjahr die Verbindungen zum Iditarod abbrach, unter Druck zu setzen.
Der Iditarod musste, nach dem Verlust des langjährigen Sponsors Wells Fargo, die Gesamtgewinnsumme um 33 Prozent reduzieren, von 750.000 auf etwa 500.000 US Dollar.
Mitch Seavey, der eine vierte Iditarod-Meisterschaft anstrebt, sagte, sein Sohn sei der glücklichste, den er seit Monaten gesehen hat und schwelgt in Norwegen in schwerem Schnee. Der ältere Seavey meinte, dass er selbst nicht durch „all den Lärm“ abgelenkt werden will, sondern sich auf seine Hunde und das Rennen vor ihm konzentrieren wolle.
Der Umgang mit der Doping-Situation veranlasste die Mitglieder des Iditarod Finishers Club – eine Gruppe von Rennveteranen -, den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Andy Baker, den Bruder von John Baker, zu fordern. Unter den Beschwerden des Clubs befinden sich Vorstandsmitglieder mit Interessenkonflikten – einige von ihnen sind entweder Rennfahrer oder in Verbindung mit Rennfahrern.
So hatte der Rücktritt vom diesjährigen Rennen und die Begründung von ID-Champion John Baker einen gewissen Beigeschmack. Er wolle sich auf sein aufstrebendes Geschäft konzentrieren und habe sich, um dem Iditarod nicht zu schaden, trotzdem angemeldet. Dafür hat Baker 4.000 US Dollar bezahlt und die Aufmerksamkeit war größer – als wenn er sich erst gar nicht angemeldet hätte.
So kommt auf das Rennen von allen Seiten Ungemach zu. Eine von der Iditard-Organisation angeheuerte Consulting-Firma forderte das Iditarod auf, einen Plan zu entwickeln, um das Vertrauen von Musher und Sponsoren wiederherzustellen.
Der vierfache Gewinner Jeff King sagte, er sehe Raum für Verbesserungen, nachdem die Doping-Kontroverse die Organisatoren „auf dem falschen Fuß“ erwischt habe, und er ist bereit für einen bedeutenden Wechsel in der Vorstandführung. Aber er glaubt nicht, dass das Iditarod sich dem Ende seiner Lebensdauer nähert und lacht, wenn man ihn danach fragt.
„Sie können sich auf mich verlassen und auf viele Musher, auf die ich mein Leben wetten würde, dass wir weiterhin unser bestes für unsere Hunde und die Veranstaltung tun werden“, sagte er.