Der 36jaehrige Lance Mackey aus Fairbanks, Alaska ist um 20.08 Uhr (Ortszeit), mit 9 Hunden, angefuehrt von Leithund ‚Larry‘ ueber die Zielline in Nome gefahren und hat das 35. Iditarod Hundeschlittenrennen und 69.000 US Dollar Preisgeld, gewonnen. Mit seiner sechsten Teilnahme am Iditarod und mit der Startnummer 13, die er sich aussuchen durfte, weil er sich als erster in die Starterliste fuer das diesjaehrige Rennen eingetragen hatte, gelang ihm der erste Iditarod Sieg.
Auch sein Vater Dick Mackey, der der Mitbegruender des Iditarod ist, trug die Startnummer ’13‘ bei seinem ersten Erfolg, fuer den der heute 73jaehrige auch sechs Anlaeufe brauchte. 1978 wurde Dick in einem der knappsten Zieleinlaeufe der Iditarod-Geschichte – nur durch ein Zielphoto ersichtlich – Sekunden vor Rick Swenson, Sieger. Ebenso der aeltere Bruder von Lance, Rick Mackey auch er trug die Gluecksnummer ’13‘ und ja auch er wurde im sechsten Anlauf, 1983 zum ersten Mal Iditarod-Champion. 11 Jahre spaeter gewann Rick auch noch das Yukon Quest.
Beide Langstreckenrennen zu gewinnen war nur noch Jeff King vorbehalten, der 1989 das Yukon Quest International und natuerlich das Iditarod in den Jahren 1993,96,98 und 2006, gewann.
Dass es ein Musher schaffen wuerde, im gleichen Jahr beide Rennen zu fahren und zu gewinnen hielten viele fuer unmoeglich. Jedoch seit Jahren nehmen immer mehr Teams an beiden Veranstaltungen teil, so auch der vierfache Vater Lance Mackey. Bei seinem ersten Start beim Yukon Quest 2005, gewann er es gleich und startete im selben Jahr beim Iditarod und wurde siebter. Letztes Jahr wiederholte er seinen Sieg beim Quest und errang den zehnten Platz beim Iditarod.
Dieses Jahr schaffte er dann das, was ihn einen Platz in der Mushing-Geschichte sichern wird:
Siege bei den laengsten Ultramarathonrennen, dem Yukon Quest und dem Idiatrod in ein und dem selben Jahr.
Vor 20 Tagen durchfuhr Mackey und seine Hundeteam die Ziellinie in Fairbanks. 1.600 Kilometer waren er und seine Hunde unterwegs gewesen und haben die 12 Jahre alte Rekordzeit von Frank Turner unterboten. Sein Sieg war, seit dem er die Fuehrung in dem Halbzeitort Dawson City in Kanada, uebernommen hatte, eigentlich nicht mehr gross in Gefahr, da sein Vorsprung auf seine Verfolger stetig wuchs. In den Checkpoints waren die Tieraerzte, Rennoffizielle, Musherkollegen, Presse und neutrale Beobachter von dem Zustand der Hunde beeindruckt; sie kamen freudig, mit dem Schwanz wedelnd, energiegeladen und frisch eingelaufen und in dieser Verfassung verliessen sie auch wieder die Checkpoints. Und genau mit diesen Hunden, 10 an der Zahl, startete Lance Mackey, am 3. Maerz, also 11 Tage nach seinem dritten Quest Sieg in Folge, beim Iditarod in Anchorage. Bis zum Checkpoint Koyuk waren alle Quest-Hunde noch im Team, die anderen Hunde, die er vorher zuruecklies waren teilweise aeltere Yukon Quest Veteranen und neue Hunde.
Die Hunde die nun ins Ziel in Nome gelaufen sind, haben also ingesamt 3.300 Kilometer zurueckgelegt, eine Strecke fast so weit von Wiesbaden nach Bagdad und dies bei extremsten Wetterverhaeltnissen; Temperaturen von bis zu -50 Grad Celsius (plus Windchill-Faktor), permanenter Gegenwind und Blizzards. Dazu festgebackener Schnee, Eisbloecke, offene Stellen im Flusseis, Berge und einsame Eiswuesten.
Allen voran Lance Mackey selber. Er ist es, der das Team anfuehrt.
Bei Lance Mackey wurde sechs Tage nachdem er das erste Mal im Jahr 2001 in Nome ankam, mit der Behandlung seines Kehlkopfkrebs begonnen. Gegen den Willen seiner Frau begann der, von der Bestrahlung, voellig entkraeftete Lance mit dem Trainig seiner Hunde. Die Aerzte hinderten ihn nicht daran, da sie wussten, dass sein Traum an einer weiteren Iditarod-Teilnahme, Mackey am Leben erhielt.
2002 trat er wieder an, musste aber aufgeben, da die kuenstliche Fluessing-Nahrung die er bei sich hatte, staendig gefror und er keine Kraft mehr hatte weiterzufahren. Am naechsten Iditarod konnte er mangels finanzieller Mittel nicht teilnehmen, fuhr jedoch ab 2004 wieder jedes Rennen.
Nachdem er also im Jahre 2001 den Kampf gegen den Krebs ‚gewonnen‘ hatte, bescheinigte man ihm, dass er nie wieder den Hundeschlittenrennsport ausueben koenne, da ihm bei einer grossen Operation Halsmuskeln, Lymphknoten, Hauptvene und Nerven entfernt worden waren. 10% Mobilitaet in seinem Arm wurde diagnostiziert – er koenne wahrscheinlich nie wieder seinen Arm ueber den Kopf bewegen. Obwohl Mackey als Musher natuerlich athletisch ist, war seine Heilung und Wiederherstellung unerwartet. Er erlangte fast komplette Mobilitaet und Beweglichkeit in seinen Arm zurueck. Aber als die Muskeln wieder wuchsen und die fehlenden ersetzten, trat eine Art Nervenschaedigung auf. Mackey hatte Gefuehlsstoerungen in seinen Fingern. Er berichtete, dass der Finger waehrend des Mushings schneller kalt wurden als die uebrigen und er starke Schmerzen verursachte. Obwohl er als Musher Schlaege und Schmerzen gewohnt sei und mit diesen umzugehen wisse, waren diese Fingerschmerzen extrem. Waehrend seiner ersten Quest Teilnahme 2005 seien die Schmerzen unertraeglich gewesen.
Nach der Rennsaison sei er zu Aerzten gegangen, die ihm verschiedene Behandlungsmethoden aufzeigten, so auch eine
physikalische Therapie, die aber nur eine 50%ige Heilungschance gehabt haette. Mackey jedoch entschied sich fuer die extremste Variante; Amputation des Fingers!
Auch dieses Jahr litt er bei beiden Rennen unter starken Nervenschmerzen und extremen Kaeltegefuehl in den Haenden. So, dass er oft erst in den warmen Checkpoints ass, nicht aber bevor er seine Hunde gefuettert hatte. Auch muss er staendig trinken, da ihm die Speicheldruesse entfernt wurde. Bei fast immer frostigen Minus-Temperaturen waehrend eines Rennens, ein nicht leichtes Unterfangen.
Es scheint als koenne Lance Mackey nichts und niemand stoppen oder abhalten seine und die seiner Familie groesste Leidenschaft, das Hundeschlitten(rennen)fahren, auszuueben.
Auch fehlendes Geld ist kein Hindernis fuer ihn. Die Preisgelder, die er bei den Rennen verdient reichen oftmals nicht aus, die Kosten zu decken. Besonders weil Mackey nicht an der Versorgung seiner Hunde sparen will. Er wuerde seine Hypothek oder sein Auto verkaufen (was er wirklich tat) um seine Hunde so zu ernaheren und zu halten, dass sie auf hohem Niveau konkurrieren koennten.
Diese Leidenschaft und Passion fuer den Hundeschlittensport hat er natuerlich im Blut. Er begann schon als Teenager mit dem Rennenfahren. Da ihn das und seine Familie nicht ernaehren konnte, tat er den wohl gefaehrlichsten Job in ganz Amerika; kommerzielles Krabbenfischen. 15 Jahre war er auf See, bis er 1998, durch Zufall wieder zum Hundeschlittensport zurueckfand, als ihm ein ehemaliger Freund Hunde gab, die nicht gut genung fuer sein eigenes Team waren.
Er selbst sagt ueber sich, dass er kein Mensch ist, der taeglich ins Buero gehen kann. Er brauche niemanden, der ihm sagt was er tun soll. Er liebe das, was er jetzt tue auch wenn oftmals das Geld knapp ist.
Mit extremer Willenskraft, Entschlossenheit, Energie, Ausdauer, Selbstbewusstsein, Hingabe und Humor hat bisher Lance Mackey alle seine Rennen bestritten. Er hat dadurch ein Hundeteam geschaffen, dass ihm scheinbar in jeder Situation vertraut und auch bis an seine Grenzen gehen kann. Dadurch hat er dieses Jahr alle Widrigkeiten, Hindernisse auf dem Trail, schlechte Wetterverhaeltnisse und ‚Gegner‘ beherrscht.
Viele Menschen wuerden ihn als Inspiration sehen. Doch fuer Mackey ist das Leben selbst die groesste Inspiration. „Ich war so nah dran zu sterben. Wenn ich das geschafft habe – kann ich alles schaffen“, so Lance Mackey.
Letzes Jahr ist eine grosse Mushing Legende – Susan Butcher – gestorben. Lance Mackey tritt ihre Nachfolge an.